Rede zum Feministischen Kampftag 2024

8. März 2024

Link zum Youtube-Video der Rede

Wir sind Trans Femme Fatale.

Als Verein setzen wir uns für die Rechte von transfemininen und nicht binären Menschen ein.

Vor einigen Wochen hat Bundeskanzler Nehammer im Namen der ÖVP den Österreichplan vorgestellt. Darin steht: „Schutzräume, die explizit für Frauen geschaffen sind, wurden von biologischen Männern vereinnahmt. Es braucht daher mehr Schutz für Frauen in Österreich statt fragwürdiger Gender-Praktiken“

Es wird ein Horrorszenario erfunden, um im Sinne einer populistischen menschenverachtenden Politik zu polarisieren und Hass zu schüren.Zum einen geht es um die Sicherheit von Frauen und den Schutz vor Täter*innen.
Zum anderen geht es um Rechte von trans Menschen und die unfreiwillige Politisierung ihrer Körper, ihrer Identität und ihres Daseins.

Wir fordern Schutzräume für Frauen, also auch trans Frauen!
Wir fordern Schutzräume für trans Menschen!
Wir fordern auch mehr Fokus auf Schutzräume für trans Menschen in der Wohnungslosenhilfe und im öffentlichen Raum!

Die transausschließende Reaktion spricht von „biologischen“, von „echten“ von „normalen“ Frauen und Männern.
Wir wollen ein Ende dieser Trans-Misogynie.

Trans Frauen sind Frauen.
Es gibt weder richtige noch falsche Frauen.
Nicht binäre Menschen sind nicht binäre Menschen.
Es gibt weder richtige noch falsche Menschen.

Aber auch innerhalb der Queeren Community erleben einige trans Menschen diese Transmisogynie.
Es gibt kaum Infrastruktur, kaum ein safer space.
Nicht jeder FLINTA* Space ist auch wirklich ein transinklusiver Raum und für manche sogar mit einem Zwangsouting verbunden.

Wir fordern alle auf mehr darauf zu achten.

Trans Menschen schulden dir keine Erklärung oder Rechtfertigung.
Nehammer und die ÖVP fordern „ein Verbot von Hormonbehandlungen unter 18 Jahren, sofern keine medizinischen Gründe vorliegen“.
Es scheint, als würde sich geweigert werden, sich tatsächlich mit dem Thema von trans Menschen auseinanderzusetzen.

Fakt ist, Hormonbehandlungen sind bisher nur dann möglich, wen eine umfassende Diagnostik durchgeführt wurde.
Nehammer deformiert die Behandlung als „medizinisch und ethisch umstritten“…“mit nicht abschätzbaren Folgen für das weitere Leben.
Das entspricht so einfach nicht der Realität und ist ein weiter Versuch trans Personen für seine Politik zu inszenieren.
Es braucht daher mehr Sensibilisierung von Entscheidungsträger*innen aber auch von behandelnden Ärzt*innen, Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen sowie Sensibilisierungskampagnen.

Wir fordern ein Ende der Pathologisierung von TIN* Personen, einen besseren Zugang zu psychologischen und medizinischen Maßnahmen.

Die ÖVP fordert ein „klares Bekenntnis zur Gleichstellung von Frauen und Männern, im Leben und in der Sprache.“, will aber weiterhin ein heteronormatives pariarchales Konzept aufrechterhalten.

Wir fordern ein klares Bekenntnis zur Gleichstellung aller Geschlechter, auch jenseits einer binären Geschlechterordnung.

Wir wollen gleiche Rechte für ALLE.

Traditionelle Vorstellungen von Familie schließen trans Menschen aus – als ob sie nicht das gleiche Recht hätten zu erziehen und liebevolle Eltern zu sein.

Wir fordern sozialstaatliche Unterstützung sowie die Enttabuisierung von Regenbogenfamilien und alternativen Familienkonzepten.

We want less transparence for trans parents.

Wir fordern vor allem auch gleiche Rechte für all jene, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind.

Wir solidarisieren uns mit allen BiPoc, vor allem all jenen trans Personen die auch innerhalb der Strukturen die sie supporten sollten, Diskriminierung,Ausschluss und Gewalt erfahren.

Die konstruierte Sicherheit, die normalisierte queere Identitäten erleben bezieht sich vor allem auf Weiße – Unsichtbare oder weniger sichtbare Menschen kommen dabei oft zu kurz.

CN: Gewalt und tot
Weltweit gab es im vergangen Jahr 321 Transizide, also Morde an trans Menschen.
Einer davon wurde an dem 16-jährigen trans Mädchen Brianna Ghey mit einer unfassbaren Gewalt ausgeübt – 22 Stiche.
Die zwei Täterpersonen, die die Tat monatelang geplant hatten, wurden im Dezember 2023 schuldig gesprochen.
Beim Mord spielten laut Richterin auch transfeindliche Motive eine Rolle.

Gender-Theoretikerin Judith Butler meint dazu, dass die Ermordung von trans Frauen durch Männer „die giftigste Form ist, die Männlichkeit annehmen kann“, ein Weg für den Mörder, seine Macht über das Opfer in dem Moment zu behaupten, in dem die Idee der intrinsischen Natur seiner Macht (d. h. seiner Männlichkeit) bedroht ist.

Weltweit werden trans Menschen unterdrückt und ihrer Menschenrechte beschnitten.
Wir Solidarisieren uns mit allen, die aufgrund transfeindlicher und queerfeindlicher Gesetze an den Rand gedrängt werden, in schlechten Verhältnissen leben müssen oder gar ihre Heimat verlassen müssen.
Es sind Menschen die nicht nur verstärkt staatliche Repression abbekommen, sondern auch unter einem patriarchalen postkolonialen System leiden.
Wir solidarisieren uns mit allen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer Kultur oder ihrer Sprache auch in Wien bespuckt, beschimpft, geschlagen und gehasst werden.

White silence is violence.

Wir zitieren an dieser Stelle „Queers for Palestine“:
queerness is a term that has grown out of decades of political resistance. initially used as an insult and humiliation, „queer has developed a new meaning of selfexpression, solidarity and political action, which is mainly thanks to black trans resistance.queer is a term of political activism, critical solidarity and mindful relationships to and with other people, the world, power relations and oneself.being queer disrupts fundamental binaries and dichotomies that shape the world and social structures. queerness fundamentally questions normalized violence.

“Eine Erhebung der European Union agency for fundamental rights (FRA, 2015) zeigt, dass nur wenige befragte trans Personen Diskriminierungsvorfälle bei den Behörden melden.
Es herrscht tiefes Misstrauen gegenüber Polizeibehörden und Angst vor einer homo- bzw transphoben Reaktion der Polizei.

Wir fordern Sensibilisierung der Polizei, den Ausbau von Meldestellen und Konsequenzen für Polizist:Innen bei der Missachtung der rechte von trans Personen wie auch anderer marginalisierter Gruppen sowie ein Ende der staatlichen Unterdrückung von trans Menschen.

Der Rechtsruck und der Populismus gedeihen auf dem Rücken von trans Personen und anderen marginalisierten Gruppen.

Wir fordern auch einen trans-informierten Journalismus und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Diskriminierung und Gewalt, der trans Menschen täglich ausgesetzt sind.

Being trans is not a choice.
Being transphobic is!